Angestoßen von Ministerin Manuela Schwesig soll das sogenannte Entgeltgleichheitsgesetz durchgesetzt werden, welches als Grundlage für mehr Lohngerechtigkeit dienen soll. Mit dem Gesetz zur Förderung der Transparenz von Entgeltstrukturen, das am 11. Januar 2017 beschlossen wurde, sollen die Gehälter nun transparenter und Gleichstellung und Entgeltgleichheit gefördert werden.
Zwischen Männern und Frauen existiert eine Entgeltlücke von 22 %, die unter Anderem an unterschiedlicher Berufswahl liegt, aber auch von den Hürden verursacht wird, die Frauen begegnen, wenn sie wieder in das Berufsleben einsteigen möchten. Häufig bleiben Frauen in Teilzeitbeschäftigungen und Minijobs hängen. Dieser Umstand begünstigt die Entgeltungleichheit, doch selbst in gleicher Position, gleicher Tätigkeit mit gleicher Qualifikation werden Frauen stark benachteiligt. Die Arbeit in der Pflege, die überwiegend von Frauen ausgeübt wird, wird trotz ihrer gesellschaftlicher Relevanz beim Entgelt nicht als gleichwertig zu technischen Berufen anerkannt. Noch immer gibt es typische "Frauen- oder Männerarbeit", wobei die frauentypische Berufswahl stets mit einem geringeren Einkommen verbunden ist, obwohl sie eine wichtige Dienstleistung ausmacht. Denn es ist nicht zu rechtfertigen, dass die Arbeit einer Frau, die Kinder oder ältere Menschen betreut und pflegt, nicht entsprechend gewürdigt und entlohnt wird.
//Es geht um Macht, Einfluss und Geld für die Frauen.
Das gibt niemand freiwillig ab. Manuela Schwesig
Ursachen und Folgen der Entgeltungleichheit
Mit Blick auf die Rollenverteilung lässt sich sagen, dass sich in der Regel Frauen und Männer bezüglich der Erwerbstätigkeit auf Augenhöhe begegnen. Doch sobald ein Kind da ist, muss die Erwerbstätigkeit erheblich reduziert, wenn nicht sogar ganz aufgegeben werden. Diese Last ist häufig von den Frauen zu tragen. Dem folgen eine lange Teilzeitbeschäftigung und mehrere Minijobs. Möchten die Frauen wieder den Einstieg ins Berufsleben wagen, erhalten sie nicht den gleichen Lohn wie die Frauen, die ihre Arbeit nicht unterbrechen mussten. Daraus lässt sich schließen, dass Entgeltungleichheit auch in den Rollenbildern verankert ist; da die Frau "den Kürzeren zieht", bleibt sie lange Zeit teilzeitbeschäftigt, womit die Entgeltungleichheit verstärkt wird. Nur eine Aufwertung und Anerkennung von Teilzeitbeschäftigungen können eine Reduzierung der Entgeltlücke bewirken. Ein Teil des Problems ist, dass die Faktoren nicht bedacht werden, die auf die ökonomische Situation von Frauen einwirken, sobald sie eine Trennung oder Scheidung erleben. Solange der Ehepartner einen guten Verdienst aufweist, kann es sich die Frau leisten, "nur" in Teilzeit beschäftigt zu bleiben, doch sobald der Beitrag des Ehepartners wegfällt, bleibt die Frau eventuell als Alleinerziehende zurück, die aufgrund der langen Teilzeitbeschäftigung später eher von Altersarmut betroffen sein wird.
Es gilt, die Strukturen zu verändern
Umso wichtiger ist es, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, welche "Spätfolgen" eine lange Beschäftigung in Teilzeit oder Minijobs haben kann. Ein weiteres Mittel zur Schließung der Entgeltlücke, ist die Transparenz der Gehälter, der sogar 76 % der Bevölkerung eher oder voll und ganz zustimmen. Viele dieser Maßnahmen würden trotz allem nicht über die Strukturen hinwegtäuschen, die eine große Entgeltlücke erst verursachen. Trotz der Verankerung der Gleichberechtigung von Frau und Mann im Grundgesetz, sehen sich Frauen auf vielerlei Weise mit Hindernissen konfrontiert. Je höher die Position in einer Tätigkeit, desto weniger Frauen sind vertreten, selbst bei gleicher Qualifikation beträgt der Entgeltunterschied 7 %. Es gilt die strukturellen Ursachen für diese Umstände zu beseitigen.
Der Equal Pay Day markiert symbolisch den Tag, bis zu dem Frauen seit Jahresbeginn umsonst arbeiten, während die Männer bereits bezahlt werden. So wichtig gesetzliche Grundlagen sind: es gilt die Strukturen zu verändern!
Wie in Löhne wehen in diesen Tagen viele Fahnen vor den Rathäusern der Städte und Gemeinden des Kreises Herford. Am 10. März ist nämlich der sogenannte Equal Pay Day. Er macht auf die Entgeltlücke von derzeit 19 % zwischen dem, was Frauen und Männer verdienen, aufmerksam.
Im Anschluss an seine Wahlveranstaltung auf dem Alten Markt hatten die Sprecherinnen kurz die Gelegenheit Martin Schulz auf das Thema Existenzsicherung von Frauen anzusprechen.
Wir übergaben ihm einige Puzzleteile mit den Stichworten:
Er wird merken, dieses Puzzle passt nicht zusammen. Es braucht also einige entscheidende Veränderungen, um Frauen existenzsichernde Zukunft zu bieten.
Auch unseren Flyer zum Thema Minijob nahm er entgegen. Mit etwas mehr Ruhe kann er sich zudem die DVD mit dem Mitschnitt von unserem Beitrag bei Frau TV anschauen. Herr Schulz reagierte positiv auf die Forderungen und sagte, dass eine Reform der Minijobs und des Arbeitsmarkts insgesamt zu seinen Zielen gehören. Wir werden ihn beim Wort nehmen!